Helen Frankenthalers Spätwerk ist ein eindrucksvolles Zeugnis ihrer unermüdlichen Neugier, ihrer Bereitschaft zum Risiko und ihrer Offenheit für künstlerische Experimente. Besonders die Arbeiten auf Papier nahmen seit den späten 1970er-Jahren eine zunehmend zentrale Rolle in ihrem Œuvre ein – nicht nur als Ergänzung zur Leinwand, sondern als gleichwertiges künstlerisches Medium. Frankenthaler erklärte in dieser Zeit: „Working on paper can even replace working on canvas for me, for periods of time … that was never true before, more and more, paper is painting.“

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Helen Frankenthaler (1928–2011)

End of Summer, 1995

Aktuell ausgestellt: Ja (Raum: Raum: Zuhause in der Malerei)

Material: Acryl auf Papier
Größe: 199 x 199 cm
Inv-Nr.: B 611
Bildrechte: VG Bild-Kunst, Bonn; Copyright: Helen Frankenthaler Foundation, New York

Schlagworte:

Provenienz

Ankauf 2025, Gagosian Gallery, New York

Ausstellungsliste

Helen Frankenthaler. Move and Make, 16.03.2025–28.09.2025

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Frankenthaler schätzte die Intimität und Direktheit des Mediums Papier. Seine physikalischen Eigenschaften – insbesondere die Fähigkeit, Farbe aufzusaugen und verlaufen zu lassen – kamen ihrer Malweise entgegen. Zugleich bot Papier eine praktische Alternative zur Leinwand: leichter zu handhaben, flexibel einsetzbar und bei Bedarf einfacher zu entsorgen. Als die körperlich anspruchsvolle Arbeit am Boden zunehmend beschwerlich wurde, verlagerte Frankenthaler ihre Kompositionen auf große, teils handgeschöpfte Papierbögen, die im Atelier auf Tischplatten oder Sägeböcken ausgelegt wurden – eine Methode, die sie bereits seit den 1960er-Jahren nutzte, die sich aber im Spätwerk besonders bewährte.

Mit seinen erdigen Tönen und bunten Grüntönen erinnert End of Summer von 1995 an eine Landschaft. Es ist nicht nur die größte zusammenhängende Papierarbeit Frankenthalers, sondern auch das jüngste Werk der Künstlerin in der Sammlung Reinhard Ernst. Durch ein Foto ist überliefert, dass Frankenthaler die letzten Touch-Ups stehend vor der aufgehängten Arbeit machte. Dies vermittelt eindrucksvoll die körperliche Nähe und die unmittelbare Auseinandersetzung mit dem Werk, die ihre späten Arbeiten auf Papier so besonders macht.

Literaturverweise

John Elderfield, Frankenthaler, New York 1989, S. 284.