Architektur

„Zur Stadt passend und gleichzeitig etwas völlig Eigenes.“ –
„Schlicht und gleichzeitig mit raffinierter Raumgestaltung.“ –
„Behaglich und gleichzeitig kompromisslos modern.“

– Dialog zwischen Reinhard Ernst und Fumihiko Maki

Am 18. März 2017, einen Tag nachdem die Wiesbadener Stadtverordnetenversammlung dem Vorschlag des Stifterpaares zugestimmt hatte, ein stiftungsfinanziertes Kunstmuseum am Standort Wilhelmstraße 1 zu errichten, informierte Reinhard Ernst seinen langjährigen Freund, den Architekten Fumihiko Maki (1928-2024). Dieser war hellauf begeistert und begann umgehend mit der Detailplanung des Museumsbaus.

Fumihiko Maki erhielt 1993 den Pritzker Preis, die international wichtigste Auszeichnung für Architektur. Die damalige Begründung der Jury passt nach wie vor: Maki will Begegnungsstätten für Menschen schaffen, den Geist eines Ortes bewahren und das Gebäude in den Dienst seines Zwecks stellen. Mit anderen Worten: Maki schuf weltweit einzigartige Museumsgebäude, die nicht sich selbst und den Architekten feiern, sondern die darin ausgestellte Kunst. Dadurch ermöglicht er dem Publikum eine architektonische Erfahrung, bei der die Menschen und das gemeinsame Erleben von Kultur im Mittelpunkt stehen.

Beispiele seiner Arbeiten findet man in unterschiedlichsten Städten und Ländern: Aga Khan Museum in Toronto, 4 World Trade Center in New York, Haus der Hoffnung in Natori, Spiral Building in Tokio, Sam Fox School of Design and Visual Arts der Washington University in St. Louis, Shenzhen Sea World Culture and Arts Center etc.

Für das mre hat Fumihiko Maki sich intensiv mit der Sammlung Reinhard Ernst beschäftigt sowie die Umgebung und den städtischen Kulturraum erkundet. Er hat die Straßenführung, die Nachbarschaft und sogar die Gebäudeachsen der gegenüberliegenden historistischen Bebauung in seine Planungen einbezogen. So wird das in ein weiß glitzerndes Granitkleid gehüllte Museum an der Wilhelmstraße 1 wie einst das Victoria-Hotel wieder das Tor zur „Rue“.

Innenansicht_Architektur_Museum-Reinhard-Ernst
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Innenansicht_Architektur_Museum-Reinhard-Ernst
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Fotos: Helbig und Marburger

Dem Bauherrn wie dem Architekten war von Anfang an wichtig, dass das mre ein Museum für alle Besucher:innen wird und im Erdgeschoss ein öffentlicher Flanierbereich sowie Räume für Kunstvermittlung, Veranstaltungen, Gastronomie und ein Shop entstehen.

Japanische Akzente sind in der Architektur Makis zu finden, zum Beispiel das typisch japanische Zusammenführen von Innen und Außen.

Die kristalline weiße Gebäudefassade zieht sich von außen durch den Eingangsbereich bis in den Innenhof. Gleiches gilt für den Boden aus dunkelgrünem Granit, den Sie draußen und drinnen betreten. Bodentiefe Fenster von bis zu 2,5 x 6 m heben die Grenzen optisch auf und laden ein, die unterschiedlichen Bereiche zu begehen. Sie ermöglichen es, das mre innen hell, freundlich und offen zu erleben.

Foto: Karl-Martin Hartmann

Deckenhöhen von bis zu 14 Metern, unterschiedliche Raumgrößen, Sichtachsen und Ausblicke auf Wiesbaden sind maßgeschneidert für die zum Teil riesigen Formate der Kunstwerke und sorgen für Abwechslung und Orientierung beim Rundgang durch die Ausstellungsräume.

Dafür wurde im gesamten Museumsbereich auf tragende Säulen verzichtet. Das notwendige Tragwerk beruht auf hochkomplexen Berechnungen. So wurden zwecks Gewichtsersparnis Hohlkörper, sogenannte Bubbles, in die Decken-Bewehrung eingesetzt und die Last durch speziell geschweißte Stahlkonstruktionen abgetragen. Um das Museum Reinhard Ernst mit seinen 9700 m² Gesamt- und über 2500 m² Ausstellungsfläche zu bauen, bedurfte es u.a. 6000 m² Fassadenplatten, 2300 Tonnen Stahl, 1200 m² spezielles Sonnenschutzglas, 200 km Kabel, 14.000 m² Lüftungskanäle, 12 km Rohrleitungen – und unzähliger Konferenzschaltungen zwischen Tokio und Wiesbaden.

Eine detaillierte Übersicht der Entstehung des Museums finden Sie hier.

Weitere Informationen zum Museum: