Reinhard Ernst

Foto: Tanja Nitzke

„Für mich ist es selbstverständlich, dass ich als Sammler eine Verantwortung gegenüber der Allgemeinheit trage, denn die Kunstwerke wurden nicht für mich alleine geschaffen. Deshalb wünsche ich mir, dass so viele Kunstwerke wie möglich öffentlich gezeigt werden.“

– Reinhard Ernst

Parallel zum Aufbau seiner Firmen für hochpräzise Antriebstechnik in den 1980er Jahren sammelt der Unternehmer Reinhard Ernst abstrakte Kunst. 1945 im Westerwald geboren und im Taunus aufgewachsen, hatte er während seiner Kindheit keine ausgeprägte Beziehung zur Kunst. Erst auf seinen internationalen Geschäftsreisen entwickelte sich das Interesse für Gemälde und Skulpturen.

“Es gab kaum eine Auslandsreise ohne einen Museumsbesuch.”

Im Laufe der Jahre trug Reinhard Ernst eine hochkarätige Sammlung zusammen, die weiterhin wächst. Der Schwerpunkt liegt auf amerikanischer, europäischer und japanischer Malerei – im Speziellen bei Abstraktem Expressionismus, Informel und der Künstler:innengruppe Gutai. Zeitgenössische Positionen erweitern den Bestand und verdeutlichen die Aktualität von Abstraktion in der Gegenwart.

Reinhard Ernsts Begeisterung für jedes einzelne Kunstwerk dauert bis heute an. Insbesondere die Künstlerin Helen Frankenthaler bringt den Sammler zum Schwärmen.

„Sie verwendet ein Orange, das man noch im Dunkeln erkennen würde. Man denkt bei manchen ihrer Farben, dahinter brenne eine Kerze, die das Ganze zum Leuchten bringt.“

Helen Frankenthaler, The Road to Messina, 1971 © VG Bild-Kunst, Bonn, 2024

 

Reinhard und Sonja Ernst
Reinhard und Sonja Ernst. Foto: Helbig und Marburger

 

Schon lange hatte der in Wiesbaden lebende Geschäftsmann den Wunsch, seine Kunst der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. So wurde die Idee eines Museums für abstrakte Kunst geboren, das neben wechselnden Präsentationen aus der „Sammlung Reinhard Ernst“ auch Sonderausstellungen zeigen soll. Aus der Vision entstand ein konkreter Plan: Im Jahr 2016 schlug die Reinhard & Sonja Ernst-Stiftung der Stadt Wiesbaden vor, auf eigene Kosten ein Museum zu bauen und zu betreiben.

Dieser Vorschlag wurde nach einem Bürgerbeteiligungsverfahren von Magistrat und Stadtverordnetenversammlung in parteiübergreifender Einigkeit angenommen. Auch beim Gestaltungsbeirat, der die Stadt als unabhängiges Gremium in Entwicklungsfragen berät, stieß der vorgelegte Entwurf des Museumsarchitekten auf uneingeschränkte Zustimmung.

 

Mit einem auf 99 Jahre angelegten Erbpachtvertrag wurde der Reinhard & Sonja Ernst-Stiftung das Grundstück Wilhelmstraße 1 zur Verfügung gestellt. Für diese Zeit ist die Stiftung alleinige Trägerin des Museums und sichert den laufenden Ausstellungsbetrieb.

Im Sommer 2020 trat erstmals der von Reinhard Ernst eingeladene Museumsbeirat zusammen. Seitdem stehen Prof. Dr. Christoph Zuschlag (stellv. Vorsitzender), Dr. Gerhard Finckh, Dr. Alexander Klar und Bastienne Leuthe dem Museum beratend zur Seite.

Als international attraktive Adresse für abstrakte Kunst – als zentraler Anlaufpunkt mit Restaurant, digitalem Farblabor für Kinder, Museumsshop und vollausgestattetem Veranstaltungsraum – bereichert das Museum die Landeshauptstadt Wiesbaden. So entstand aus der Vision eines leidenschaftlichen Sammlers im Jahr 2024 ein Kulturhaus für alle.

Weitere Informationen über Reinhard Ernst, seinen Werdegang und seine Leidenschaft für die abstrakte Kunst bietet das anekdotenreiche Interviewbuch Die Kunst gehört allen, Waldemar Kramer Verlag, 2024. Ab 23.6. im Shop erhältlich.