Einen Einblick in längst vergangene Zeiten verschaffen, zur Auseinandersetzung mit ihr anregen – das kann die Kunst, aber nur, wenn sie uns erhalten bleibt. Anlässlich der European Days of Conservation-Restoration, die vom 9. bis 15. Oktober stattfinden, möchten wir das Bewusstsein für die wertvollen Beiträge schärfen, die dieses Fach für unser kulturelles Erbe und unsere Gesellschaft bietet. Zugleich widmen wir uns den Herausforderungen, denen sich Restaurator:innen bei der Erhaltung von abstrakten Kunstwerken stellen müssen, die nach 1945 entstanden sind.
Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Restaurierung und Konservierung?
Kunstwerke sind ständigen Veränderungen durch äußere Einflüsse ausgesetzt. Mit dem Alter werden sie unter anderem anfälliger für Schmutz, die Farben können verblassen, oder die Malschicht wird brüchig. Um die Qualität und Aussagekraft einer künstlerischen Arbeit so lange wie möglich zu bewahren, stehen unterschiedliche Vorgehensweisen zur Verfügung.
Der grundlegende Unterschied zwischen der Restaurierung und Konservierung liegt in ihren jeweiligen Schwerpunkten. Restauratorische Maßnahmen zielen hauptsächlich darauf ab, die Lesbarkeit eines Kunstwerks zu bewahren, den Originalzustand bestmöglich wiederherzustellen und seine historische Bedeutung zu betonen. Hierzu gehören unter anderem die behutsame Reinigung der Bildoberfläche, das Kitten abgeplatzter Stellen, das Retuschieren von Fehlstellen und die Übermalung von Farbabreibungen.
Die Konservierung hingegen konzentriert sich auf präventive Maßnahmen zur Verhinderung von Verfall und zur Stabilisierung des Kunstwerks. Beispiele hierfür sind das Schließen von Rissen im Gewebe oder die Festigung der Malschicht.
Herausforderungen bei der Konservierung und Restaurierung von abstrakter Kunst nach 1945
Kunstwerke verschiedener Epochen und Strömungen erfordern unterschiedliche Maßnahmen der Erhaltung und Pflege. Doch die abstrakte Kunst nach 1945 stellt besondere Anforderungen an ihre Bewahrung. Dies liegt an den avantgardistischen Schöpfungsprozessen, die von den Vertreter:innen der abstrakten Kunst jener Zeit praktiziert wurden. Sie brachen mit den starren Vorgaben und Gesetzen der etablierten Kunstwelt und suchten nach neuen Ausdrucksformen. Spontanität, Gefühl und Wahrhaftigkeit erlangten einen höheren Stellenwert. Ein einheitlicher Stil existierte nicht mehr, da sowohl die Techniken als auch die Materialität nicht mehr festgelegt waren. Allein aus dieser Vielfalt ergeben sich zahlreiche Herausforderungen für Restaurator:innen: Um welche Farbzusammensetzung handelt es sich? Wurde die Leinwand vorbehandelt? Wie dick wurde die Malschicht aufgetragen?
Es wird deutlich, dass die heutigen Restaurator:innen im Umgang mit abstrakten Kunstwerken der Nachkriegszeit einen großen Erfahrungsschatz und breites Wissen benötigen. Indem sie Alterungsprozesse verlangsamt und Schäden repariert, ermöglicht die Restauratorin des Museums Reinhard Ernst künftigen Generationen, diese Kunstwerke in ihrer ganzen Fülle zu erleben.
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