Ein Kunstwerk geht auf Reisen

11.04.2022

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„Irgendwann reichen die heimischen Wände für die eigenen Bilder nicht mehr. Dann realisiert man, dass man vom Kunstliebhaber zum Kunstsammler geworden ist,“ erzählt Reinhard Ernst und ergänzt: „Mittlerweile sammle ich nur noch für das Museum und dadurch für die Öffentlichkeit.“ Da die Öffentlichkeit auf der ganzen Welt zu Hause ist, gehen auch immer wieder Werke aus der Sammlung Reinhard Ernst auf Reisen. So auch in dieser Woche, als Mariana-Ricarda Zell – Restauratorin des Museums Reinhard Ernst – vier Werke zum Transport in die Bundeskunsthalle nach Bonn und in die Kunsthalle nach Krems vorbereiten durfte.

Transporte sind eines der Hauptrisiken für Kunstwerke und wohl auch die häufigste Ursache für Versicherungsfälle. Daher kommen der Vorbereitung durch die Restauratorin und der Verpackung eine enorme Bedeutung zu. Die speziellen Transportkisten sind in der Herstellung sehr teuer. Sie müssen entsprechend den Maßen der einzelnen Werke angefertigt, ausgestattet und auch so konstruiert werden, dass sich kurzfristige, drastische Veränderungen des Umgebungsklimas ausgleichen lassen und sie keine Schäden erzeugen. Häufig sind diese Boxen für andere Arbeiten nicht nutzbar, verbleiben beim Museum und nehmen viel Lagerfläche in Anspruch. Daher besteht auch die Möglichkeit, sogenannte Leih- oder Mietkisten zu verwenden. Viele Speditionen haben unterschiedliche Kistenformate und -größen auf Vorrat, lediglich das Innenleben wird (beispielsweise mit Schaumstoff) den Proportionen der Werke angepasst. Ein ressourcenschonendes System, das bei allen vier unserer Leihgaben Anwendung findet.

Über die Risikoabwägung und Schutzvorkehrungen hinaus muss unsere Restauratorin als erstes vor allem den Zustand der Werke prüfen und protokollieren. So kann sie feststellen, ob das Gemälde stabil ist und unter Umständen Maßnahmen erforderlich sind, z. B. die Festigung der Malschicht, damit sie sich im Transportverlauf nicht löst. Durch das Protokoll sind Schäden, die während des Transports oder bei der Ausstellung entstanden sind, genau nachzuvollziehen. Natürlich wird auch alles fotografisch dokumentiert.

Die Leihstellung ist neben dem geschäftlichen Aspekt auch eine Vertrauenssache. Kennt man die empfangende Institution oder die handelnden Personen nicht, kann es auch mal sein, dass die Restauratorin das Werk begleitet. Auch beim Öffnen der Transportkiste und beim Aufhängen der Arbeit ist größte Vorsicht geboten. Schrauben können sich gelöst, Innenpolsterungen können sich verschoben haben. Außerdem sind beim Auspacken oft viele Menschen anwesend, deshalb sind die Werke vor versehentlicher Berührung zu schützen.

Die einzigartige Sammlung Reinhard Ernst ist zwar international bekannt, bislang aber noch wenig präsentiert worden. Gerne beteiligt sich unser Museum durch das Verleihen von Arbeiten daran, Künstler:innen und ihr Schaffen in einem neuen Kontext zu zeigen, Werke zusammenzuführen und auch Besucher:innen anderer Museen für abstrakte Kunst zu begeistern.