„Ohne Mut kann man in der Stiftungsarbeit nichts bewegen.“

19.05.2025

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Stiftungen leisten einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft. Oder, in den Worten von Reinhard Ernst: „Ohne Stiftungen läuft in Deutschland nichts“. Ein Gespräch mit dem Wiesbadener Stifter anlässlich des Deutschen Stiftungstages.

Im Mai blickt der Stiftungssektor auf Wiesbaden, denn in der hessischen Landeshauptstadt findet in diesem Jahr der Deutsche Stiftungstag statt. Unter dem Thema „Mutig machen. Wie Stiftungen das Miteinander stärken“ bringt Europas größter Kongress des gemeinnützigen Sektors vom 21. bis 22. Mai 2025 rund 1.500 Teilnehmende in mehr als 80 Einzelveranstaltungen mit hochkarätiger Prominenz aus Politik, Gesellschaft, Wirtschaft, Wissenschaft und Gemeinwesen zusammen. Organisiert wird der Kongress vom Bundesverband Deutscher Stiftungen den Deutschen Stiftungstag im RheinMain CongressCenter (RMCC) in Wiesbaden. Bundespräsident a. D. Joachim Gauck wird den Deutschen Stiftungstag eröffnen.

Eine Reihe von Veranstaltungen wird auch im Museum Reinhard Ernst (mre), in unmittelbarer Nähe zum RMCC, ausgetragen. Der Unternehmer, Kunstsammler und Museumsgründer Reinhard Ernst ist ein prominenter Stifter am Tagungsort. Er hat  gemeinsam mit seiner Frau 2004 die operativ tätige Reinhard & Sonja Ernst-Stiftung gegründet. Mit dem Museum Reinhard Ernst haben sie einen wichtigen neuen Kulturort in Wiesbaden geschaffen, der sich ganz der abstrakten Kunst widmet. Talika Öztürk vom Bundesverband Deutscher Stiftungen hat mit Reinhard Ernst über seine Sammlung und über den Deutschen Stiftungstag gesprochen, und darüber, warum Mut so wichtig ist, wenn man etwas erreichen will.

 

Als Sammler haben Sie eine umfassende Kollektion mit einer eigenen Handschrift zusammengetragen, aus der nun rund 80 Werke im Museum präsentiert werden. Was zeichnet die Philosophie des Museums und die Vision der Reinhard & Sonja Ernst Stiftung aus, und welche besonderen Schwerpunkte setzen Sie in Ihrer Arbeit?

Mit unserer Stiftung fördern wir Kunst und Kultur, setzen uns für Kinder und ältere Menschen ein und wirken im Denkmalschutz. Wir initiieren und realisieren ausschließlich Projekte, zu denen wir einen persönlichen Bezug haben und von deren Wert für unsere Gesellschaft wir überzeugt sind. Mit dem Museum Reinhard Ernst möchten wir einen Beitrag leisten zur Herstellung von Chancengleichheit in unserer Gesellschaft. Wir sind überzeugt davon, dass die Beschäftigung mit Kunst Kreativität freisetzt. Wir sind ein Haus für alle und es ist uns ein Anliegen, die Ansprüche an ein demokratisches Museum zu erfüllen.  Deshalb sind die Vormittage in unserem Museum ausschließlich für Schulklassen und Bildungseinrichtungen geöffnet, so dass alle Kinder – unabhängig von ihrem familiären Hintergrund – Kunst entdecken können. Dahinter steckt nicht nur ein philanthropischer Ansatz, sondern auch unternehmerisches Denken: Kreative Mitarbeitende sind die Basis und das Rückgrat eines jeden Unternehmens – und damit unserer Wirtschaft.

Das Museum Reinhard Ernst präsentiert abstrakte Kunst, die oft neue Perspektiven eröffnet und Grenzen überwindet. Wie passt dieser Ansatz zum Thema MutigMachen des Deutschen Stiftungstages, und was bedeutet Mut für Ihre Stiftungsarbeit?

Hier sehe ich enge Berührungspunkte: Viele Künstler und Künstlerinnen in meiner Sammlung waren mutig und haben gegen den Trend eine Kunstrichtung etabliert, die Abstraktion. Es sind Werke entstanden, die einem nicht vorgeben, was man zu sehen hat, sondern dies den Betrachtenden überlassen. Diese unangepasste, mutige Denk- und Herangehensweise ist inspirierend für Kinder und soll dazu beitragen, ihre Kreativität zu wecken. Als Unternehmer finde ich es sehr wichtig, dass Kinder schon im frühen Alter ermutigt werden, kreativ zu denken, sich zutrauen, auch so zu handeln.

Auch der Bau unseres Museums, ausschließlich für abstrakte Kunst, hat Mut erfordert. Ohne Mut, der selbstverständlich immer eine durchdachte Grundlage haben muss, kann man im Leben und damit auch in der Stiftungsarbeit nichts bewegen.

Der Deutsche Stiftungstag bringt die Stiftungscommunity in Wiesbaden zusammen. Welche Erwartungen, Hoffnungen oder konkreten Ziele verbinden Sie als Gründer des Museum Reinhard Ernst mit Ihrer Teilnahme an diesem Ereignis in Wiesbaden?

Als Erstes freut es mich, dass man unser schönes Wiesbaden für den Deutschen Stiftungstag ausgewählt hat. Als jemand, der Stiftungsarbeit in Deutschland für unerlässlich hält, würde ich mir wünschen – und eigentlich erwarte ich das auch – dass es uns gelingt, mehr Menschen aus der Politik davon zu überzeugen, dass ohne Stiftungen in Deutschland nichts mehr läuft. Ich bin überzeugt davon, dass wir gemeinsam noch vieles besser machen könnten.

Und natürlich wünsche ich mir, dass viele Stiftungstags-Teilnehmende hier in Wiesbaden unser Museum besuchen. Ich bin davon überzeugt, dass die einladende Atmosphäre unseres Hauses, dazu beiträgt, gute Ideen zu entwickeln.

Über die Reinhard & Sonja Ernst-Stiftung

Die Reinhard & Sonja Ernst-Stiftung wurde 2004 in Wiesbaden gegründet und fördert Werte im Sinne des Stifterpaares. Diese Werte spiegeln sich in Kunst und Kultur sowie an Orten des Zusammenlebens und des Lernens wider. Die Gründer der Stiftung wollen ihre Zuwendungen, ihr Engagement und ihre Netzwerke möglichst effektiv für die Gemeinschaft einsetzen. Diese Gedanken verwirklicht die Stiftung in ausschließlich eigenen Projekten. Beispiele sind das „Haus der Hoffnung“ im japanischen Natori, das für viele Kinder und alte Menschen nach der Tsunami-Katastrophe 2011 zur Begegnungsstätte wurde, und das Musikschulhaus in Eppstein. Unter den denkmalgeschützten Gebäuden zeigt u.a. der Walderdorffer Hof in Limburg an der Lahn, worauf es den Stiftern ankommt.

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Über den Bundesverband

Der Bundesverband Deutscher Stiftungen vertritt die Interessen der deutschen Stiftungen gegenüber Politik und Gesellschaft. Mit über 4.300 Mitgliedern ist er der größte und älteste Stiftungsverband in Europa. Jedes Jahr engagieren sich allein die 60 größten Stiftungen in Deutschland mit mehr als 5 Milliarden Euro für das Gemeinwohl. Der Bundesverband setzt sich für optimale Rahmenbedingungen für das Stiften und für das Wirken von Stiftungen ein und unterstützt seine Mitglieder sowie Stifterinnen und Stifter insbesondere durch Beratung und Vernetzung in ihrer Arbeit.