Judit Reigl. Couleur vivante 

Sonderausstellung
15.11.2026-11.4.2027

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Im Jahr 1957 fand unter dem Titel Couleur vivante – Lebendige Farbe die erste wegweisende Ausstellung abstrakter französischer und deutscher Malerei in Deutschland im damals städtischen Museum Wiesbaden statt. Diese große museale Präsentation informeller Malerei vereinte 16 künstlerische Positionen, je acht aus Frankreich und Deutschland. Die Schau setzte im Nachkriegsdeutschland ein avantgardistisches und mutiges Zeichen und positionierte Wiesbaden als bedeutenden Ort für Gegenwartskunst. 

Zum 70-jährigen Jubiläum 2027 plant das Museum Reinhard Ernst eine Ausstellung, die die historische Schau in Teilen rekonstruiert und die Bandbreite und die lebensbejahende Neuheit der abstrakten Malerei der 1950er Jahre erfahrbar macht. 

Das Werk der einzigen Künstlerin der Gruppenausstellung, Judit Reigl, wird dabei im Fokus stehen. Von allen damals gezeigten Künstler:innen befinden sich heute insgesamt 69 Werke in der Sammlung Reinhard Ernst, darunter sieben Arbeiten von Reigl. Eines ihrer Éclatements aus dem Jahr 1955 ist seit der Eröffnung des Museums in der ersten Sammlungspräsentation vertreten und hat sich rasch zu einem Publikumsliebling entwickelt.

Die ungarisch-französische Künstlerin Judit Reigl wurde 1923 im ungarischen Kapuvár geboren und verstarb 2020 in Marcoussis, im Großraum Paris. Nach einer Ausbildung an der Akademie der Bildenden Künste in Budapest gelang ihr 1950 die Flucht aus Ungarn – nach acht missglückten Versuchen und einer dreimonatigen Reise nach Paris, die sie teilweise zu Fuß zurücklegte. Auf eine vom Surrealismus geprägte Schaffensphase folgten Experimente mit neuen Techniken und selbst entworfenen Werkzeugen, seit Beginn der 1950er Jahre wandte sie sich der Abstraktion zu.

Ihre Werke finden sich in bedeutenden internationalen Kunstsammlungen, wie dem Guggenheim Museum, dem Metropolitan Museum sowie dem Museum of Modern Art in New York; in Frankreich bewahren das Musée d’art moderne de la ville de Paris und das Musée national d’art moderne, Centre Pompidou, Paris, wichtige Werkgruppen. Judit Reigls Arbeiten wurden in den letzten Jahrzehnten insbesondere in Ungarn, Frankreich und den USA regelmäßig gezeigt. 2023 fand die erste museale Einzelausstellung der Künstlerin in Deutschland mit dem Titel Judit Reigl: Kraftfelder in der Neuen Nationalgalerie in Berlin statt.

Von November 2026 bis Mai 2027 wird die Sonderausstellung Judit Reigl. Couleur vivante auf 660 qm zu sehen sein. Die Ausstellung wird als Teil eines Kooperationsprojektes dreier benachbarter Häuser realisiert: dem mre, dem Museum Wiesbaden – Hessisches Landesmuseum für Kunst und Natur und dem Nassauischen Kunstverein Wiesbaden. Alle drei Nachbarn werden mit jeweils unterschiedlicher Schwerpunktsetzung an die historische Ausstellung anknüpfen, die als bedeutender Meilenstein in die Kunst- und Kulturgeschichte eingegangen ist und große regionale und internationale Strahlkraft entwickelte.

Zu sehen sind Werke von:

François Arnal, Camille Bryen, Jean Degottex, Claude Georges, Karl Otto Götz, Otto Greis, Simon Hantaï, Gerhard Hoehme, Heinz Kreutz, Judit Reigl, Bernard Schultze, Jaroslav Serpan, K.R.H. Sonderborg, Fred Thieler, Claude Viseux und Wilhelm Wessel