Das Gemälde Arabesque von Robert Motherwell aus dem Jahr 1989 verweist in seiner Komposition auf Henri Matisse, den Vorreiter der dekorativen Wandmalerei der Moderne. Mit La Danse schuf Matisse 1932 ein Wandgemälde für die Hauptgalerie der Barnes Collection in Philadelphia. Vor geometrischen Farbfeldern aus Drei- und Vierecken bewegen sich fünf elegante, androgyne Figuren tänzerisch über die Rundbögen der Galerie. Die einfachen Formen und die geringe Anzahl der Farbtöne erzeugen eine überraschende Intensität, die sich Robert Motherwell auch in Arabesque zunutze machte. Rhythmus und Bewegung der Figuren aus La Danse sind in Motherwells Komposition deutlich erkennbar. Der Titel verweist auf die gestische Form in seinem Bild als eine sogenannte Arabeske, ein florales Rankenornament, das erkennbar mit großem Pinsel aus einer großen Geste heraus entstand. Er malte seine Bilder auf dem Boden liegend und nutzte, wie Matisse, einen Stab zur Verlängerung des Pinsels.

Robert Motherwell (1915–1991)

Arabesque, 1989

Aktuell Ausgestellt: Ja (Raum: Gegen den Strich)

Material: Öl auf Leinwand
Größe: 183,5 x 549 cm
Inv-Nr.: B_523
Bildrechte: VG Bild-Kunst, Bonn

Schlagworte:

Provenienz

Von Jack Welch (1981–2001) für das Hauptquartier der General Electric Company in Auftrag gegeben
Vorbesitz: General Electric Company; Galerie Gmurzynska, New York; Privatsammlung, New York
Ankauf: Sammlung Reinhard Ernst, Galerie Gmurzynska, 2021

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Das Wandgemälde Arabesque entstand als Auftragsmalerei für die Lobby des Hauptsitzes der General Electric Corporation in Fairfield, Connecticut. Motherwells beträchtliches Künstlerhonorar von damals einer Million US-Dollar zeugt von der Bedeutung des Auftrags, an dem der Künstler intensiv von 1987 bis 1989 arbeitete. Das Gemälde verweist in seiner Komposition auf Henri Matisse, den Vorreiter der dekorativen Wandmalerei der Moderne. Er zählte zu den Künstlern, die Motherwell zeitlebens prägten. In einer Monografie über Matisse markierte Motherwell Zitate des Künstlers, die er sich selbst zu Herzen nahm, darunter: „I have no theory when I am working. I am conscious only of the forces I am using; and the idea which drives me on … “. [1]

Bereits in den 1950er Jahren widmete Motherwell seinem großen Vorbild eine Hommage mit dem Werk La Danse II. Die Arabesque bezieht sich auf ein Wandgemälde, das Albert. C. Barnes für die Hauptgalerie in der Barnes Collection in Philadelphia bei Matisse im Jahr 1932 in Auftrag gab. Vor dem Hintergrund aus geometrischen Farbfeldern aus Drei- und Vierecken bewegen sich fünf elegante, androgyne Figuren tänzerisch über die Rundbögen der Galerie. Die relativ einfachen Formen und die geringe Anzahl der Farbtöne erzeugen eine überraschende Intensität, die sich Motherwell auch in Arabesque zunutze machte. In seiner typischen Farbpalette aus Ockerfarbenem Grund, Weiß, Rot und Gelb setzt Motherwell geometrische Formen neben eine geschwungene, kalligrafische schwarze Linie, die sich über das Bild erstreckt. Zu seiner Farbpalette notierte der Künstler selbst: „Generally, I use few colors: yellow ochre, vermilion, orange, cadmium green, ultramarine blue. Mainly, I use each color as simply symbolic: ochre for the earth, green for the grass, blue for the sky and sea. I guess that black and white, which I use most often, tend to be the protagonists.“ [2]

In ihr hat Motherwell Rhythmus und Bewegung der Figuren aus La Danse eingefangen. Mit dem Titel verweist Motherwell auf das florale Rankenornament, das in seiner Ausführung mit großem Pinsel aus einer großen Geste entstanden ist. Wie Matisse nutzte er auf dem großen Format dazu einen Stab zur Verlängerung des Pinsels, wenngleich er seine Bilder auf dem Boden liegend malte. Schon 1978 hielt er fest: „I try to make my paintings abstract enough to be ambivalent and to work on several different levels, but not so abstract that their origins can’t be traced by someone acute enough to trace them.“ [3]

Literaturverweise

[1] Pierre Schneider, Henri Matisse, trans. John Jacobus, New York 1983, S. 214.
[2] Robert Motherwell, The Collected Writings of Robert Motherwell, hrsg. von Stephanie Terenzio, New York 1992, S. 135–137, hier S. 135.
[3] Robert Motherwell, An Approach to Becoming a Painter, Vortrag, Carpenter Center, Harvard University, Cambridge, Massachusetts, 23. Februar 1978, zit. nach Joan Feigenbaum, „Artist Speaks At Carpenter, Lauds Matisse“, in: The Harvard Crimson, Online-Edition: https://www.thecrimson.com/article/1978/2/24/artist-speaks-at-carpenter-lauds-matisse/ (Aufruf: 13.3.2023).