1928 in Kyoto geboren, war Toshimitsu Imaï der wichtigste informell arbeitende Künstler Japans, der durch seine Reisen und Netzwerk maßgeblich zur Vermittlung der europäischen Abstraktion in Japan beitrug.

In dem 18-teiligen Formation Stream, das Imaï ursprünglich für ein Restaurant in Tokio gemalt hatte, zeigt sich der Einfluss des Informel deutlich: Das Gemälde erstreckt sich über die Einzeltafeln auf fast 21 Metern, womit klassische Formprinzipien und Kompositionsregeln negiert werden. Er gab sowohl die konventionelle Figur-Grund-Beziehung als auch den Pinsel auf und begann Farbe zu werfen, zu schütten und mit dem Malmesser als Ausdruck ungezügelter Spontanität zu schichten. Gesten, Farbwulste und Grate winden und schneiden sich durch Farbschichten, die wie geschmolzen wirken. Sie leiten uns durch das Gemälde, das an den Ursprung des Sonnensystems erinnert.

Toshimitsu Imaï (1928–2002)

Formation Stream, 1971 (Detail)

Aktuell Ausgestellt: Ja (Raum: Gegen den Strich)

Material: Mischtechnik auf Holz
Größe: 18-teilig, 200 x 2.083,5 cm
Inv-Nr.: A_106

Schlagworte:

Provenienz

Aus einem Restaurant in Tokyo stammend
Ankauf: Sammlung Reinhard Ernst, Shigeru Tokota Inc., Tokyo, 2011

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1928 in Kyoto geboren, war Toshimitsu Imaï der wichtigste informell arbeitende Künstler Japans. Nach seiner ersten Ausstellung in Japan, siedelte er im Frühling 1952 nach Paris über. Dort besuchte er die Académie de la Grande Chaumière und die Sorbonne, um Kunst, mittelalterliche Geschichte und Philosophie zu studieren. Durch die Bekanntschaft mit dem französischen Kunstkritiker Michel Tapié begann er sich ab 1955 mit dem Informel zu beschäftigen. Tapié war mit seiner Pariser Ausstellung Signifiants de l’informel 1951 zum Namensgeber des Sammelbegriffs für die Anfänge der abstrakten Kunst in Frankreich geworden. Mit einer Reise des Künstlers in Begleitung von Sam Francis, Michel Tapié und Georges Mathieu 1957, trug Imaï maßgeblich zur Vermittlung der europäischen Abstraktion in Japan bei. Gemeinsam mit ihnen sorgte er für den Aufschwung des französischen Informel in Japan.

In dem 18-teiligen Formation Stream, das Imaï ursprünglich für ein Restaurant in Tokio gemalt hatte, ist der Einfluss des Informel deutlich zu erkennen: Das Gemälde erstreckt sich über die Einzeltafeln auf fast 23 Metern, womit klassische Formprinzipien und Kompositionsregeln negiert werden. Er gab sowohl die konventionelle Figur-Grund-Beziehung als auch den Pinsel auf und begann Farbe zu werfen, zu schütten und mit dem Malmesser als Ausdruck ungezügelter Spontanität zu schichten. Wie auf einem Rundhorizont ergießen sich in seiner Malerei Meere aus Glut- und Lava-artigen Strömen. Gesten, Farbwulste und Grate winden und schneiden sich durch Farbschichten, die wie geschmolzen wirken. Sie leiten uns durch das Gemälde, das an den Ursprung des Sonnensystems erinnert. Die Palette wirkt aus der Ferne düster, immer wieder tauchen leuchtende Rottöne in stetigen Gezeiten auf, während andere Farbtöne durch ein dezent glänzendes Lackfirnis schimmern, das an traditionelle japanische Keramik erinnert.