Gamma Epsilon führt die Hauptelemente der Serie der Unfurled Paintings (dt. ausgerollte Gemälde) vor: schmale, leuchtende Farbspuren verlaufen diagonal von beiden Seiten der Leinwand nach unten, das Zentrum der Bildfläche bleibt frei. Morris Louis konnte den Farbfluss so steuern, dass benachbarte Rinnsale entweder nass in nass zusammenflossen, sich Farbbahnen über eine getrocknete Spur legten oder sie sich an keiner Stelle ihres Verlaufs berührten, selbst wenn der Abstand zwischen ihnen einen Zentimeter oder weniger betrug. Er begann diese Serie im Sommer 1960, kaufte fast eintausend Meter Leinwand und sechzehn Gallonen (etwa 60,5 Liter) der neuen Magna-Farbe, und malte in etwa acht Monaten fast 120 Unfurleds.
Morris Louis (1912–1962)
Gamma Epsilon, 1960/61
Aktuell Ausgestellt: Ja (Raum: Farbe hoch drei)
Material: Acryl (Magna) auf Leinwand
Größe: 260,4 x 492,8 cm
Inv-Nr.: B_417
Bildrechte: VG Bild-Kunst, Bonn
Schlagworte:
Vorbesitz: André Emmerich Gallery, New York; Alistair McAlpine, London; Rutland Gallery, London; Lewis Kaplan Associates, London; Galerie Denise René/Hans Mayer, Düsseldorf; Privatsammlung, Luxemburg (Stadt), Luxemburg
Ankauf: Sammlung Reinhard Ernst, Sotheby’s, New York, 2017
Einzelausstellungen:
1996
„Morris Louis“, Westfälisches Landesmuseum, Münster; Musée de Grenoble, Grenoble, Frankreich
Gamma Epsilon führt die Hauptelemente der Serie der Unfurled Paintings (dt. ausgerollte Gemälde) von Morris Louis vor: Das Zentrum der breiten Leinwand ist unbemalt, entlang der vertikalen Kanten des Keilrahmens verlaufen schmale Farbspuren entlang einer steilen Diagonale nach unten. Der Wechsel aus breiter und sich verjüngender Linie vermittelt eine Qualität, die Pflanzengewächse, Rinnsale oder Wurzeln erinnert.
Morris Louis goss die Farbe über eine Länge von bis zu drei Metern oder mehr, ohne dass Harz oder Terpentin ausliefen, und behielt dabei die volle Sättigung und Intensität der Farben bei. Er konnte den Fluss so steuern, dass benachbarte Rinnsale zum Teil nass in nass zusammenflossen, sich Farbbahnen über eine getrocknete Spur legten oder sie sich an keiner Stelle ihres Verlaufs berührten, selbst wenn der Abstand zwischen ihnen einen Zentimeter oder weniger betrug. In den zehn Jahren zuvor hatte er immer wieder versucht, ein Gleichgewicht zwischen kraftvoller Komposition, leuchtender Farbe und gestischer Zeichnung herzustellen. Mit der Serie der Unfurleds gelang es ihm endlich, seinen Drang zu aktiver Zeichenkunst und Kolorismus auszuleben.
Seine verbesserte finanzielle Lage 1960 nutzte Louis, indem er einen größeren Vorrat an Malmaterial erwarb, als es je zuvor möglich gewesen war. Dazu gehörten fast eintausend Meter Leinwand und sechzehn Gallonen (etwa 60,5 Liter) der neuen Magna-Farbe (Verweis auf Loom), deren flüssige Konsistenz nicht unwesentlich zu den beeindruckenden Ergebnissen der Serie beitrug. Zum Teil waren die Arbeiten mit ihren mehr als 6 m in der Breite so groß, dass der Künstler diese nur in Teilen sehen und bearbeiten konnte. Nach dem Prozess rollte er die Werke wieder auf und lagerte sie ein. Er begann diese Serie im Sommer 1960 und malte in etwa acht Monaten fast 120 Unfurleds – eine Leistung, die erstaunliche Konzentration und Energie erfordert.