Die Künstler:innengruppe Gutai, 1954 von Jiro Yoshihara und u.a. Shōzō Shimamoto mitgegründet, zeigte im Sommer und Herbst 1956 ihre Arbeiten im Außen- und Innenraum. Auf eine 10 mal 10 Meter große Zellophanplane, zwischen zwei Bäumen aufgespannt, schoss Shimamoto mit einer Farbkanone. Im Oktober legte er zum ersten Mal einen Stein in die Mitte einer ausgebreiteten Papierrolle und zerschlug daran mit Lackfarbe gefüllte Flaschen. Auch mehr als ein halbes Jahrhundert später, am 13. November 2008 kreierte Shimamoto im historischen Palazzo Ducale in Genua ein solches performatives Werk. In den entstandenen Farbstrukturen lassen sich Glassplitter erkennen, die die helle und freundliche Farbstimmung des Bildes zu unterlaufen scheinen.
Shōzō Shimamoto (1928–2013)
Palazzo Ducale 11, 2008
Aktuell Ausgestellt: Ja (Raum: From Zero to Action)
Material: Lack und Glas auf Leinwand
Größe: 166 x 169,3 cm
Inv-Nr.: B_484
Schlagworte:
Vorbesitz: Fondazione Morra, Neapel, Italien
Ankauf: Sammlung Reinhard Ernst, Phillips, London, 2019
Einzelausstellungen:
2018
„SHOZO SHIMAMOTO: Spazio nel tempo“, Pallazo Sant’Elia, Palermo, Italien
2008
„Shozo Shimamoto“, Pallazzo Ducale, Genua, Italien
Auch im postfaschistischen Japan nach dem Zweiten Weltkrieg stellte sich die grundlegende Frage nach den Möglichkeiten künstlerischen Ausdrucks. Klassische Malutensilien waren zu teuer geworden. Shōzō Shimamoto sammelte in einem Beitrag für die Zeitschrift Notizie im April 1959 eine Auflistung alternativer Malwerkzeuge und notierte unter anderem: „Die Kanone“ und „Eine leere Flasche“. Beides geht zurück auf seine radikalen Experimente im Rahmen der zweiten Gutai Ausstellung von 1956.
Die Künstler:innengruppe, 1954 von Jirō Yoshihara und u.a. auch Shōzō Shimamoto mitgegründet, zeigte im Sommer und Herbst 1956 ihre Arbeiten im Außen- und Innenraum. Auf eine 10 mal 10 Meter große Zellophanplane, zwischen zwei Bäumen aufgespannt, schoss Shimamoto mit einer Farbkanone. Im Oktober legte er zum ersten Mal einen Stein in die Mitte einer ausgebreiteten Papierrolle und zerschlug daran mit Lackfarbe gefüllte Flaschen. In der sechsten Ausgabe der Zeitschrift GUTAI beschreibt ein Augenzeuge den Vorgang als „ein Werk von furchtbarer Kraft und Gewalt“. [1]
Auch mehr als ein halbes Jahrhundert später, am 13. November 2008 kreierte Shimamoto im historischen Palazzo Ducale in Genua ein solches performatives Werk. In dem entstandenen Farbenspiel lassen sich Glassplitter erkennen, die die helle und freundliche Farbstimmung des Bildes zu unterlaufen scheinen. Das Werk aus der Sammlung Reinhard Ernst ist nur ein kleiner Ausschnitt aus der 10 x 10 m großen Leinwand der Performance.
„Die Farbe lebt erst dann auf, wenn sie vom Pinsel befreit ist. Als Alternative zum Pinsel sollte man, so denke ich, alle möglichen Geräte und Gegenstände einsetzen. Denkt man an die von der Gutai-Gruppe verwendeten Gegenstände, so gibt es da alles Erdenkliche wie eine Gießkanne, einen Betonmischer, einen Soroban-Rechenschieber, Schirme, Füße, eine Kanone usw.“ [2]
[1] Barbara Bertozzi: „Am Urspung der Neuen Avantgarden: die japanische Künstlervereinigung Gutai“, in: Gutai: Japanische Avantgarde 1954–1965, Ausst.-Kat. Mathildenhöhe Darmstadt, Darmstadt 1991, S. 17–63, hier S. 48.
[2] Aimed to banish the paintbrush, in: Gutai Bulletin, Osaka, 1st April 1957, n. 6.