Das Licht als Ausgangspunkt in eine neue Zukunft und als Material spielte in der Kunst von Heinz Mack eine bedeutende Rolle. Reflektierendes Material wie das Aluminium in Para Marisol, das auch in der Flugzeugindustrie verwendet wurde, verarbeitet er zu Formgebilden, die das Licht gleichzeitig einfangen und in den Raum reflektieren, potentiell in die Unendlichkeit. 1957 gründeten Heinz Mack und Otto Piene ZERO: ein Neuanfang, in dem Kunst und Leben wieder zusammenfinden sollten. Obwohl sich ihre Umsetzung in der Materialität grundlegend unterscheidet, waren sich ZERO der Internationalität ihrer Ideen durchaus bewusst und zogen Parallelen zu anderen gleichzeitigen Bewegungen wie Gutai in Japan.

Heinz Mack (*1931)

Para Marisol, 1964

Aktuell Ausgestellt: Ja (Raum: From Zero to Action)

Material: Aluminiumgitter und bemaltes Holz auf Aluminiumplatte
Größe: 230,7 x 207,1 x 12,2 cm
Inv-Nr.: B_022
Bildrechte: VG Bild-Kunst, Bonn

Schlagworte:

Provenienz

Vorbesitz: Galerie Pels-Leusden, Berlin; Privatsammlung, Berlin, 1986
Ankauf: Sammlung Reinhard Ernst, Grisebach, Berlin, 2009

Ausstellungsliste

Gruppenausstellungen:
1987
„Der unverbrauchte Blick: Kunst unserer Zeit in Berliner Sicht“, Martin-Gropius Bau, Berlin
1986
„Zeitspiegel Berlin“, Galerie Pels-Leusden, Berlin

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„Die Künstler des Informel brachten die Patina des Krieges in die Kunst. Ihre Bilder sahen wie uralte Krusten aus. Sie erschienen uns austauschbar und düster. Wir wollten mehr Licht, mehr Raum, mehr Freiheit in die Welt bringen. Mit der Schwere dieser Nachkriegskunst wollten wir nichts zu tun haben.“ [1]

1957 gründeten Heinz Mack und Otto Piene ZERO in ihrem Düsseldorfer Atelier in der Gladbacherstraße. Ihre Nachtausstellungen waren zu dieser Zeit legendär und bildeten eine willkommene Abwechslung zu den sich zeitgleich etablierenden Kunstinstitutionen. Im Rahmen einer dieser Ausstellungen brachten die beiden Künstler ihre ersten Magazine ZERO 1 und 2 in Umlauf. Zuvor waren beide Mitglieder der Künstlergruppe 53 gewesen, der auch Karl-Fred Dahmen angehörte, und die zusammen mit der Quadriga in Frankfurt und ZEN 49 in München zu den Keimzellen des Informel in Deutschland gehörten. ZERO wollte einen Neuanfang, in dem Kunst und Leben wieder zusammenfinden sollten. Dementsprechend fanden neue Materialien des Alltags, wie Nägel, Metalle und Spiegel Einzug in die Werke, auch vor dem Hintergrund der Technikfaszination der 1950er und 1960er Jahre in der Bundesrepublik Deutschland.
„Es entwickelte sich eine heftige grundsätzliche Diskussion über die Zukunft der Kunst: Wenn die Menschheit demnächst zum Mond fliegen wird, kann es dann sein, dass wir immer noch an der Staffelei stehen und Bilder mit Pinseln malen? Unsere These war: Auch wir Künstler müssen die Welt erweitern.“ [2]

Das Licht als Ausgangspunkt in eine neue Zukunft und als Material spielte in der Kunst von Heinz Mack eine bedeutende Rolle. Reflektierendes Material wie das Aluminium in Para Marisol, das auch in der Flugzeugindustrie verwendet wurde, verarbeitet er zu Formgebilden, die das Licht gleichzeitig einfangen und in den Raum reflektieren, potentiell in die Unendlichkeit. Der Titel bezieht sich auf Heinz Macks damalige Freundin, Maria Sol „Marisol“ Escobar, eine Malerin und Bildhauerin, die Anfang der 1950er Jahre u.a. bei Hans Hofmann in New York studierte. Sie wird vor allem der Pop Art zugerechnet, und beschäftigte sich in ihren Skulpturen intensiv mit indigener Kunst des südamerikanischen Kontinents. 1968 war sie auf der documenta 4 und der Venedig Biennale vertreten.

Die Vibration des Lichts, in dieser Arbeit von Heinz Mack deutlich erlebbar, setzte Mack in kinetischen Skulpturen auch in tatsächliche Bewegung im Raum um. Obwohl sich ihre Umsetzung in der Materialität grundlegend unterscheidet, waren sich ZERO der Internationalität ihrer Ideen durchaus bewusst und zogen Parallelen zu anderen gleichzeitigen Bewegungen wie ZERO-kai (später Gutai) in Japan, was sich auch in der ähnlichen Namensgebung widerspiegelt. Yves Klein, der mit Heinz Mack und Otto Piene befreundet war, stand auch mit Gutai in Verbindung. In einem Diagramm von 1971 zeichnete Heinz Mack Parallelen zu anderen Gruppen im Umfeld von ZERO auf.

Literaturverweise

[1] Interview mit Heinz Mack in: Piene im Gespräch, hrsg. von Jürgen Wilhelm, Hirmer 2014, S. 84.
[2] Ebd., S. 85.