Als sich Pierre Soulages 1946 in Paris niederlässt, markiert dies den Beginn seines Hauptwerks. In Peinture von 1955 sind bereits bildnerische Prinzipien erfüllt, die während seiner gesamten Laufbahn in Kraft bleiben werden. Das Gemälde ist von schwarzer Farbe dominiert, es repräsentiert nichts. Es erzählt uns keine Geschichten, sondern schweigt. Erst durch das Licht, das auf die Oberfläche der Leinwand trifft, sind einzelne Formsetzungen und Gesten sowie eine darunter liegende rote Farbe zu erkennen. Es geht darum, dem realen Licht zu einer wahren Erscheinung zu verhelfen.

Ganz anders als die Künstler:innen, die in den Zustand eines unbewussten, automatischen Malens geraten wollen, wie etwa Karl Otto Götz, handelt es sich bei Soulages um eine entschlossene und sehr kontrollierte Malerei.

Pierre Soulages (*1919)

Peinture 130 x 162 cm, 3 avril 1955, 4/3/1955

Aktuell Ausgestellt: Ja (Raum: Malerei maßlos)

Material: Öl auf Leinwand
Größe: 130 x 162 cm
Inv-Nr.: B_182
Bildrechte: VG Bild-Kunst, Bonn

Schlagworte:

Provenienz

Vorbesitz: Kootz Gallery, New York, 1955; Mr. and Mrs. Edwin E. Hokin, Highland Park, Illinois, 1955; Privatsammlung
Ankauf: Sammlung Reinhard Ernst, Christie’s, London, 2011

Ausstellungsliste

Einzelausstellungen:
2019
„Pierre Soulages. Noir – Lumière. Farbe und Geste in den 1950er Jahren“, Ludwig Museum im Deutschherrenhaus, Koblenz
1966
„Pierre Soulages, Retrospective Exhibition“, The Museum of Fine Arts, Houston, Texas
1962
„Soulages“, Massachusetts Institute of Technology, Boston, Massachusetts
1956
„Soulages“, Galerie de France, Paris, Frankreich
1955
„Soulages“, Kootz Gallery, New York, USA

Mehr erfahren

Als sich Pierre Soulages 1946 in Paris niederlässt, markiert dies den Beginn seines Hauptwerks. In Peinture von 1955 sind bereits bildnerische Prinzipien erfüllt, die während seiner gesamten Laufbahn in Kraft bleiben werden. Das Gemälde ist von schwarzer Farbe dominiert, es repräsentiert nichts. Es erzählt uns keine Geschichten, sondern schweigt. Erst durch das Licht, das auf die Oberfläche der Leinwand trifft, sind einzelne Formsetzungen und Gesten sowie eine darunter liegende rote Farbe zu erkennen. Es geht ihm darum, dem realen Licht zu einer wahren Erscheinung zu verhelfen.

Soulages beschreibt seinen künstlerischen Anspruch wie folgt: „Durch das Schwarz erfährt das Licht eine Transformierung, und das Bild, das durch das reflektierte Licht entsteht, ist multipel, denn es ist, abhängig von dem Ort, wo man sich befindet, und abhängig davon, wie das Licht auf das Bild trifft, nie dasselbe. Mich interessiert diese ständige Veränderung. […] Dem Malen von Schwarz liegt die Idee zugrunde, Licht aus der dick aufgetragenen Farbe hervortreten zu lassen, welches, sich in den Rillen und Furchen verfangend, von den unterschiedlichen Oberflächen von Schwarz reflektiert wird. Es ist das Licht, das von der Farbe kommt, die ich schwarz nenne, und dieses Schwarz stellt von seiner Definition her die größte Abwesenheit von Licht dar. Und dieses Licht, das der größten Lichtabwesenheit entspringt, hat eine mich zutiefst bewegende Bedeutung.“ [1]

Diese Bilder entstehen nicht in einem automatischen Malvorgang, wie etwa bei Karl Otto Götz, vielmehr handelt es sich um ein kontrolliertes Malen voller Entschlossenheit. Ihre motivische Leere erinnert uns an das Schweigen von Mönchen in Klausur oder an Meditationen des Zen-Buddhismus. In der Musik finden sie ein Äquivalent in den Kompositionen von John Cage, der in den 1950er Jahren ebenfalls mit den Lehren des Zen-Buddhismus in Kontakt kam und damit begann die Stille bzw. Umgebungsgeräusche in Kompositionen zu integrieren.

Literaturverweise

[1] „Pierre Soulages. Wunschlos verliebt in Schwarz. Ein Gespräch mit Heinz-Norbert Jocks“, in: Kunstforum International, Bd. 267, Mai 2020, S. 182–197, hier Online-Ausgabe (Zugriff: 02.03.2023): https://www.kunstforum.de/artikel/pierre-soulages-4/