Unmittelbar nachdem Tōkō Shinoda in China zur Welt kam, kehrte ihre Familie nach Japan zurück. Von der Liebe ihres Vaters zur Kalligrafie geprägt, widmete sie sich dort der japanischen Schriftkunst und nutzte dazu Tusche (Sumi-e), wie ihr Zeitgenosse Inoue Yūichi.

Nach einem Aufenthalt in New York wandte sich Shinoda von der traditionellen Zeichentechnik der Kalligrafie ab und arbeitete mit abstrakten und ausdrucksstarken Formsetzungen, wie in Unseen Forms #15. Auf vier senkrecht verlaufende Papierbahnen, die sie auf Leinwand montierte, ist auf Silberpapier aufgebracht, auf das sie mit Tusche zeichnete. Jede einzelne Linie ist in einem Zug mit dem Malwerkzeug auf die Leinwand gebracht, wobei jede Überlagerung und Abstufung der Farbe von der Künstlerin bedacht wird. Diese als Abbild der kontrollierten Sinnlichkeit bezeichnete Kunst lässt Inhalt und Form miteinander verschmelzen.

Tōkō Shinoda (1913–2021)

Unseen Forms #15, 1964

Aktuell Ausgestellt: Ja (Raum: Gegen den Strich)

Material: Stangentusche und Silberfarbe auf Silberpapier auf Leinwand auf Holz
Größe: 169,5 x 342,6 cm
Inv-Nr.: B_338

Schlagworte:

Provenienz

Vorbesitz: Betty Parson Gallery, New York; unbekannt
Ankauf: Sammlung Reinhard Ernst, Shigeru Tokota Inc., Tokyo, 2015

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Unmittelbar nachdem Tōkō Shinoda in China zur Welt kam, kehrte ihre Familie nach Japan zurück. Von der Liebe ihres Vaters zur Kalligrafie geprägt, widmete sie sich dort der japanischen Schriftkunst und nutzte dazu Tusche (Sumi-e), wie ihr Zeitgenosse Inoue Yūichi.

1936 zeigte sie ihre erste Einzelausstellung in Japan, 1953 waren ihre Werke bereits im Museum of Modern Art in New York zu sehen. Zahlreiche Ausstellungen sollten folgen, allein vier in der Galerie Betty Parsons in New York. In den Jahren 1956 bis 1958 lebte sie in New York und lernte Werke von Jackson Pollock, Mark Rothko und Robert Motherwell kennen. Später beschrieb sie die Künstler des abstrakten Expressionismus als „sehr großzügige Menschen“, mit denen sie „Ideen und Meinungen über unsere Arbeit austauschen konnte“. [1] Als sie 1958 nach Japan zurückkehrte, wandte sich Shinoda von der traditionellen Zeichentechnik der Kalligrafie ab und arbeitete mit abstrakten und ausdrucksstarken Formsetzungen, wie in Unseen Forms #15. Auf vier senkrecht verlaufende Papierbahnen, die sie auf Leinwand montierte, ist auf Silberpapier aufgebracht, auf das sie mit Tusche zeichnete. Die Besonderheit von Shinodas Œuvre zeigt sich in ihrem Malstil: Jede einzelne Linie ist in einem Zug mit dem Malwerkzeug auf die Leinwand gebracht, wobei jede Überlagerung und Abstufung der Farbe von der Künstlerin bedacht wird. Diese als Abbild der kontrollierten Sinnlichkeit bezeichnete Kunst lässt Inhalt und Form miteinander verschmelzen. Ihr Ansehen wuchs in Japan und den USA gleichermaßen. Eines ihrer bekanntesten Werke ist das 1974 beauftragte Wandbild im Zōjō-ji Tempel in Tokio, das sich über 29 m (95 Fuß) und drei Tafeln erstreckte. Tōkō Shinoda starb im Jahr 2021, vier Wochen vor ihrem 108. Geburtstag in Tokio.

Literaturverweise

[1] Tōkō Shinoda, in: Ben Munroe: „Lines that speak volumes“, in: Business Times Singapur, 3.1.1998, S. 17.