Kreisformen, die sich von innen nach außen ausbilden und darüber liegende Farbspritzer und Linien bilden das Spannungsverhältnis dieser kleinformatigen Arbeit von Atsuko Tanaka von 1965. Ihre Denk- und Arbeitsweise hatte maßgeblichen Einfluss auf die konzeptuelleren Ansätze der von ihr mitbegründeten Künstler:innengruppe ZERO-kai und der Nachfolgegruppe Gutai. Die Vorzeichnungen und Entwürfe für die Schaltkreise von Denkifuku (jap. „Elektrisches Kleid“), einer Skulptur aus 200 farbig blinkenden Glühbirnen, inspirieren die Bildsprache ihrer späteren Malereien. Work bildet den Auftakt zu den kommenden 50 Jahren, in denen Tanaka ausschließlich diese Bildsprache aus komplexen Linien- und Kreissystemen in immer größeren Formaten weiterentwickelt.

Atsuko Tanaka (1932–2005)

Work, 1965

Aktuell Ausgestellt: Ja (Raum: From Zero to Action)

Material: Vinyl auf Leinwand
Größe: 53,2 x 45,3 cm
Inv-Nr.: A_079

Schlagworte:

Provenienz

Vorbesitz: Privatsammlung Japan
Ankauf: Sammlung Reinhard Ernst, Est-Ouest Auctions Co., Ltd., Hongkong, 2011

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Kreisformen, die sich von innen nach außen ausbilden und darüber liegende Farbspritzer und Linien bilden das Spannungsverhältnis dieser kleinformatigen Arbeit von Atsuko Tanaka von 1965. Ordnung und Chaos, bewusste Setzung und der Zufall, Langsamkeit und Schnelligkeit stehen in einem klaren Bildbezug zueinander und entfalten einen energetischen Sog auf die Betrachtenden, der durch die klaren, leuchtenden Vinyl-Farben verstärkt wird. Ihre Denk- und Arbeitsweise hatte maßgeblichen Einfluss auf die konzeptuellen Ansätze der von ihr mitbegründeten Künstler:innengruppe ZERO-kai und der Nachfolgegruppe Gutai, der sie von 1955 bis 1965 angehörte. International bekannt wurde sie durch ihre Arbeiten Bell (dt. Klingeln), eine interaktive Rauminstallation aus miteinander verbundenen Klingeln, und Denkifuku (aus dem Japanischen, dt. elektrisches Kleid), eine Skulptur aus 200 farbig blinkenden Glühbirnen, die Tanaka selbst zu mehreren Ausstellungsanlässen trug. Die Vorzeichnungen und Entwürfe für die Schaltkreise von Denkifuku inspirieren die Bildsprache ihrer späteren Malereien: die elektrischen Verbindungen und runden Formen der Glühbirnen finden sich in den Kreisformen und den die Kreise verbindenden und überlagernden Linien in Work wieder. Auch die starken, leuchtenden Farbkontraste entwickeln einen ähnlichen Effekt wie das schnelle Blinken der Birnen in Denkifuku: „Für mich waren Bell und Denkifuku nicht experimentell. Als ich an ihnen arbeitete, erkannte ich sie klar als echte Malereien.“ [1]„[…]Indem sie ein Formenvokabular nutzte, das technischer und nicht psychologischer Herkunft war, startete […] Tanaka eine konzeptuelle Attacke auf das Informel und die Idee des Abstrakten Expressionismus, dass Kunst ein Ausdruck der Seele sein konnte und sollte, der sich auf die Leinwand ergießt […].” [2]

Die Arbeit Work entstand im Jahr 1965, als Tanaka wegen Meinungsverschiedenheiten mit dem autoritär auftretenden Gründer Jiro Yoshihara aus Gutai austrat. Sie bildet den Auftakt zu den kommenden 50 Jahren, in denen Tanaka ausschließlich diese Bildsprache aus komplexen Linien- und Kreissystemen in immer größeren Formaten weiterentwickelt.

Literaturverweise

[1] Atsuko Tanaka – Another Gutai. Directed by Aomi Okabe, 1998 / 45min.
[2] Ming Tiampo: „Electrifying Painting“, in: Electrifying Art, Atsuko Tanaka 1954–1968, hrsg. von ders., Ausst.-Kat. Morris and Helen Belkin Art Gallery, Vancouver 2004, S. 65–78, hier S. 76.