In Loom von 1959 rahmen zwei Farbfelder in einem Orange- und einem Rotton eine keilförmige Freifläche in ihrer Mitte. Morris Louis zog die ungemischte, neu entwickelte Acrylharzfarbe Magna direkt aus der Dose, verdünnte sie und goss sie über die am Boden liegende Leinwand. Diese sogenannte Technik des Soak-Stain (dt. tränken und einfärben) adaptierte er von Helen Frankenthaler. Er entwickelte diese weiter und wurde zusammen mit Kenneth Noland bald darauf ob ihrer einzigartigen Technik als Pioniere einer neuen Kunstbewegung namens Color-Field-Painting gefeiert.

Morris Louis (1912–1962)

Loom, 1959

Aktuell Ausgestellt: Ja (Raum: Farbe hoch drei)

Material: Acryl (Magna) auf Leinwand
Größe: 350,5 x 252,5 cm
Inv-Nr.: B_270
Bildrechte: VG Bild-Kunst, Bonn

Schlagworte:

Provenienz

Vorbesitz: André Emmerich Gallery, New York, 1992;
Privatsammlung, Marcella Brenner; André Emmerich Gallery, New York; Privatsammlung, Hans Neuendorf
Ankauf: Sammlung Reinhard Ernst, Hans Neumann, Berlin, 2013

Ausstellungsliste

Einzelausstellungen:
2019
Als Dauerleihgabe im Museum Wiesbaden, Wiesbaden
1992
„Morris Louis, Veils and Variations“, André Emmerich Gallery, New York, USA
1960
„Morris Louis“, French & Company, New York, USA

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Das Werk Loom von Morris Louis steht als Übergang zwischen zwei großen Werkgruppen, den Veils (dt. Schleier, siehe Dalet Sin, 1958) und den Unfurled Paintings (dt. ausgerollte Gemälde, siehe Gamma Epsilon, 1960), die beide mit je einem Werk in der Sammlung Reinhard Ernst vertreten sind. Bei der charakteristischen Maltechnik des Soak-Stain (dt. tränken und einfärben) sickert die verdünnte Farbe in ungrundierte Leinwand ein. Wenngleich die Maltechnik mit Morris Louis verbunden wird, hat er diese von Helen Frankenthaler adaptiert.

Als Louis im Jahr 1952 mit seiner Frau nach Washington zog, begann er bald darauf am Washington Workshop Center of the Arts zu unterrichten. Dort lernte er den zwölf Jahre jüngeren Lehrer Kenneth Noland kennen. Als sie im April 1953 erstmals gemeinsam New York besuchten, lud sie Clement Greenberg ein Frankenthalers Atelier zu besuchen. Sie waren zutiefst beeindruckt von ihren ersten Soak-Stain-Bildern, wie Mountains and Sea (1952). Beide Künstler entwickelten daraufhin Frankenthalers Technik weiter und wurden bald darauf ob ihrer einzigartigen Technik als Pioniere einer neuen Kunstbewegung namens Color-Field-Painting gefeiert. Greenberg spielte als Fürsprecher, kritischer Beobachter und Vermittler für Louis‘ Karriere eine grundsätzliche Rolle: Er nahm 1959 erstmals Louis‘ Werke in eine Ausstellung bei French & Company in New York auf und zeigte dort ein Jahr später auch Loom.

Seit 1947 erprobten Künstler wie Louis und u.a. Kenneth Noland die neue Magna-Farbe auf Acrylharzbasis von Leonard Bocour. Dieser entwickelte für die beiden Maler eine spezielle Magna-Formel, deren Konsistenz Ahornsirup ähnelte und die Verdünnung erleichterte. Morris Louis mischte die Magna-Farben nie, sondern zog die reinen Farbtöne direkt aus der Dose, verdünnte sie mit Terpentin und goss sie über die am Boden liegenden Leinwand. Die grundlegenden Bildbestandteile sind leicht zu beschreiben: zwei dreieckige Zonen aus Farbströmen stehen sich auf einem riesigen Mittelkeil aus heller, unbemalter Leinwand gegenüber. So rahmen in Loom zwei Farbfelder in einem Orange- und einem Rotton keilförmige Freifläche in ihrer Mitte. Damit bereitet Loom sowohl in der Technik des Farbauftrags als auch in seiner kompositorischen Idee die Serie der Unfurleds, zu der Gamma Epsilon (1960) zählt, vor.