Im Sommer 1950 besucht Helen Frankenthaler Hans Hofmanns Malereischule bei Provincetown, einer Küstenstadt in Massachusetts. Wichtiger Unterrichtsbestandteil war die Plein-Air-Malerei (dt. Freiluftmalerei). Frankenthaler malt im Freien von der Veranda aus und fängt den Blick auf den Hafen in einer lyrisch-impressionistischen Abstraktion in malerischer Freiheit ein. Mit dünn gezogenen grauen Linien konstruiert sie die Abschnitte der Hafenansicht und lässt Aquarellfarbe in das Papier einsickern. Diese Technik sollte sie in den 1950er Jahren in ihre abstrakte, großformatige Malerei mit Ölfarbe auf Leinwand übertragen. Nur ein Jahr vor der ersten Einzelausstellung der Künstlerin, steht Provincetown Harbor exemplarisch für die künstlerischen Anfänge von Helen Frankenthaler.

Helen Frankenthaler (1928–2011)

Provincetown Harbor, 1950

Aktuell Ausgestellt: Ja (Raum: Zuhause in der Malerei)

Material: Wasserfarbe auf Papier
Größe: 62,9 x 48,9 cm
Inv-Nr.: B_359
Bildrechte: VG Bild-Kunst, Bonn; Copyright: Helen Frankenthaler Foundation, New York

Schlagworte:

Provenienz

Vorbesitz: Jenny and Clement Greenberg Collection, New York; Privatsammlung
Ankauf: Sammlung Reinhard Ernst, Christie’s, New York, 2016

Ausstellungsliste

Einzelausstellungen:
2019
„Abstract Climates: Frankenthaler in Provincetown“, Provincetown Art Association and Museum (PAAM), Provincetown, Massachusetts; Parrish Art Museum, Water Mill, New York
1981
„Frankenthaler: The 1950s“, Rose Art Museum, Waltham, Massachusetts

Gruppenausstellungen:
2011
„The Tides of Provincetown: Pivotal Years in America’s Oldest Continuous Art Colony 1899–2011“, New Britain Museum of American Art, New Britain, Connecticut
1984
„The Innovative Landscape: New Approaches to an Old Tradition“, Holly Solomon Gallery, New York, USA

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Nur ein Jahr vor der ersten Einzelausstellung der Künstlerin, steht Provincetown Harbor exemplarisch für die künstlerischen Anfänge von Helen Frankenthaler. Gerade einmal 21-jährig lernt sie 1950 den bedeutendsten amerikanischen Kunstkritiker Clement Greenberg (1909-1994) kennen, mit dem sie eine Liebesbeziehung beginnt. Greenberg gilt heute als einer der wichtigsten Kunstkritiker des 20. Jahrhunderts und war einer der Wegbereiter des abstrakten Expressionismus in den USA. Er rät ihr zu Privatunterricht bei Hans Hofmann (1880-1966), einem Künstler der ersten Generation der New York School. Im Sommer besucht Frankenthaler für drei Wochen seine Malereischule bei Provincetown, einer Küstenstadt in Massachusetts, in der sich um Hofmann eine Kunstkolonie gebildet hat. Die Plein-Air-Malerei (dt. Freiluftmalerei) war Teil seiner eigenen künstlerischen Arbeit und folglich seines Unterrichts.

Frankenthaler malt im Freien von der Veranda aus und fängt den Blick auf den Hafen in einer lyrisch-impressionistischen Abstraktion in malerischer Freiheit ein. Mit dünn gezogenen grauen Linien konstruiert sie die Abschnitte der Hafenansicht und lässt Aquarellfarbe in das Papier einsickern. Diese Technik sollte sie in den 1950er Jahren in ihre abstrakte, großformatige Malerei mit Ölfarbe auf Leinwand übertragen. Über Hans Hofmann erzählt die Künstlerin später, dass ihr durch sein Lob bewusst wurde, dass sie mit ihrer Kunst auf dem richtigen Weg war. Die Bedeutung dieses Werkes für die Künstlerin und ihre Karriere zeigt sich in der Tatsache, dass das Gemälde viele Jahre in der persönlichen Sammlung der Künstlerin blieb, bevor sie es Jenny und Clement Greenberg schenkte. Die Gegend um Provincetown sollte in den 1960er Jahren zum bevorzugten Urlaubsort von Helen Frankenthaler und ihrem Ehemann Robert Motherwell werden, die von 1960 bis 1969 fast jeden Sommer dort verbrachten.